Volles Haus beim Informationsabend zur Gesundheitsversorgung

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Aus gegebenem Anlass fand am 25. April 2019 im Volksheim Gußwerk eine Informationsveranstaltung zum Thema Gesundheitsversorgung im Mariazeller Land mit anschließender Podiumsdiskussion statt. Der Andrang war offenbar größer als erwartet, denn noch vor Beginn musste die Bestuhlung erweitert werden.

Wie Mariazell-Online vor einer Woche als erstes Medium berichtete, werden die bisher vom Team des Gesundheitszentrums in der Außenstelle Gußwerk angebotenen ärztlichen Sprechstunden mit Ende April 2019 nach eineinhalb Jahren wieder eingestellt. Es verwundert daher kaum, dass sich vorwiegend Bewohner des Ortsteils Gußwerk eingefunden hatten.

Seitens der Veranstalter hatte offenbar mit heftiger Kritik und emotionsgeladenen Wortmeldungen aus dem Publikum gerechnet und zur Vermeidung von unsachlichen Argumenten einen Moderator (um nicht zu sagen „Mediator“) engagiert: der Mitbegründer der alpinen Flugrettung des ÖAMTC Ernst Dullnigg führte durch den Abend, der in zwei Teile gegliedert worden war.

Informationsabend zur Gesundheitsversorgung, Foto: Mariazell Online

Nach einer umfassenden Erläuterung der einstigen Ausgangslage und der bisherigen Arbeit des Gesundheitszentrums – untermauert von eindrucksvollen Zahlen – präsentierten der Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark Dr. Bernd Leinich und der Leiter des Gesundheitszentrums Dr. Patrick Killmaier die Pläne und Visionen für die Fortführung und Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im Mariazeller Land.

Bekanntlich endet das ursprünglich für drei Jahre anberaumte Pilotprojekt Gesundheitszentrum mit Jahresende 2019 – da sich die KAGes per Jahresende aus dem Gesundheitszentrum zurückziehen wird, war es erforderlich, in vielen anstrengenden und schließlich erfolgreichen Verhandlungen mit einem neuen Konzept den Weiterbestand der medizinischen Versorgung der Bevölkerung abzusichern.

Geplant ist die Gründung einer Gruppenpraxis, betrieben von Dr. Patrick Killmaier und Dr. Magdalena Grießler, die mit Mitteln aus dem Gesundheitsfonds Steiermark zusätzlich gefördert und finanziell unterstützt wird. Ausstattung und medizinische Gerätschaften werden den Betreibern von der KAGes zwar überlassen, für Wartung, Überprüfung und Instandhaltung der Geräte sowie für die Wirtschaftlichkeit des gesamten Betriebs sind aber künftig die Betreiber selbst verantwortlich.

Diese Gruppenpraxis wird mit einem Kassenvertrag versehen sein, sodass den Patienten wie bei einem „normalen Kassen-Hausarzt“ keine Kosten erwachsen. Dennoch kann das Gesundheitszentrum – auch durch die finanzielle Unterstützung durch den Gesundheitsfonds – wesentlich mehr Leistungen anbieten, als dies der „normale Hausarzt“ imstande ist. So verfügt das Gesundheitszentrum u.a. über eine moderne Radiologie mit Anbindung an das LKH Bruck, Labor und kleine Unfallchirurgie, und das an sieben Tagen pro Woche, 365 Tage im Jahr. Für ein Gesundheitszentrum österreichweit einzigartig.

Mit einem „MedMobil“ für Hausbesuche sollen künftig jene Patienten, denen eine Fahrt ins Gesundheitszentrum nicht zumutbar ist, daheim aufgesucht und versorgt werden. Es handelt sich dabei um einen Visitendienst mit einer Art „mobilen Ordination“, ausgestattet auch mit einer sortierten Apotheke, betrieben durch einen Arzt selbst, oder durch diplomiertes Personal, das mittels Videotelefonie vom jeweils diensthabenden Arzt angeleitet und überwacht wird.

Eine weitere technische Herausforderung: Die Umstellung der Software in der Verwaltung soll zusätzlich die Administration vereinfachen, die Patientendokumentation verbessern, Fehler vermeiden helfen und die Wartezeiten verkürzen.

Informationsabend zur Gesundheitsversorgung, Foto: Mariazell Online

Wer bei den bisherigen Informationsabenden dabei war kann bestätigen, dass zwar Pläne, die in der Vergangenheit vom Podium gekommen waren, nicht immer ganz so funktioniert haben und abgeändert werden mussten, dass aber definitive Zusagen der Verantwortlichen schließlich auch immer eingehalten wurden. Ob die am 25. April präsentierten Pläne in der vorgelegten Form wirklich aufgehen, das wird die Zukunft zeigen. Die Finanzierung des gesamten Projekts ist allerdings eine Zusage und somit gesichert.

Mit dieser geplanten Erweiterung der Betreuung und Versorgung der Bevölkerung sollte sich die Aufregung über die Einstellung der Sprechstunden in Gußwerk eigentlich gelegt haben – sollte man meinen. Auch der am Podium anwesende Altbürgermeister von Gußwerk, Helmut Ganser, der in den letzten Jahren mit viel Engagement und Einsatz immer wieder für die ärztliche Versorgung in Gußwerk kämpfte, konnte den Plänen durchaus Positives abgewinnen.

Doch in den anschließenden Wortmeldungen aus dem Publikum waren kaum Fragen zu den soeben präsentierten Neuerungen und Erweiterungen zu hören, sondern vorwiegend Kritik am Ist-Zustand und natürlich Klagen über die Schließung der Ordination in Gußwerk. Viele Bedenken konnten dabei ausgeräumt oder erklärt werden, konstruktive Anregungen aus dem Publikum wurden von den Verantwortlichen aufgenommen. So wird es in absehbarer Zeit eine erneute Ausschreibung für einen Kassenarzt in Gußwerk geben, in der Hoffnung, die Ordination in der Hochschwabstraße vielleicht doch wieder besetzen zu können.

Besonders scharfe Kritik kam in einer euphorischen Wortmeldung des Mariazeller Allgemeinmediziners Dr. Walter Surböck. Dass der Mariazeller Bürgermeister bei einer so wichtigen Veranstaltung nicht selbst anwesend ist und nur „irgendeine Vertretung“ schickt, sei für ihn ein „Affront“ und ein Zeichen dafür, dass sich die Gemeindevertreter nicht wirklich für die Sorgen und Ängste der Bevölkerung interessieren.

Nach einem Lob für die ärztliche Leistung des Gesundheitszentrums und den persönlichen Einsatz von Dr. Killmaier warf er den politischen Verantwortungsträgern vor, die Demokratie zu missachten und einfach über die Leute „drüberzufahren“. Dabei stellte er den Vergleich mit der Diskussion über das Leitspital im Ennstal her und kam somit weit vom eigentlichen Thema ab.

Vizebürgermeister Michael Wallmann konnte in seiner Wortmeldung dann die erhitzten Gemüter wieder beruhigen, relativierte so manche Bedenken und appellierte an „seine Gußwerker“, Veränderungen, die der Lauf der Zeit mit sich bringt, nicht immer nur grundsätzlich kritisch gegenüber zu stehen, sondern auch die positiven Aspekte der geplanten Reform zu betrachten.

Bericht und Fotos: Mariazell Online

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