Informationsveranstaltung Schutzwege

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Am Nachmittag des 20. März 2018 lud die Stadtgemeinde Mariazell zu einer Informationsveranstaltung über die geplante Auflassung von Schutzwegen im Gemeindegebiet von Mariazell. Leider war der Andrang des Publikums eher überschaubar, dies vermutlich auch aufgrund des für viele Gemeindebewohner ungünstigen Termins. Dennoch versammelte sich eine kleine Schar an interessierten und betroffenen Bürgern im Volksheim in Gußwerk, um sich über das Thema zu informieren.

Auch der Bürgermeister der Stadtgemeinde Mariazell zeigte sich in seiner Begrüßung enttäuscht über den äußerst schwachen Besuch, entschuldigte sich aber auch für den doch sehr ungewöhnlichen Termin. Dieser war notwendig, um nicht nur die wirklichen Experten, sondern auch die letztlich zuständigen Behördenvertreter als Ansprechpartner unmittelbar vor Ort haben zu können.

Und so konnte Seebacher die Bezirkshauptfrau Dr. Gabriele Budiman, Frau DI Caroline Fuchs von Kuratorium für Verkehrssicherheit, Frau Mag. Claudia Haider vom Sicherheitreferat der BH Bruck, zuständig für straßenpolizeiliche Angelegenheiten, den Leiter der Baubezirksleitung Obersteiermark Ost, Herrn DI Bernd Pitner und dessen Amtssachverständigen und Leiter des Referats für Straßenbau und Verkehrswesen, Herrn DI Sascha Schwarz sowie den Kommandanten der Polizeiinspektion Mariazell, Herrn Rupert Berger, begrüßen.

Seebacher erklärte, dass weder die Gemeinde, noch der Bürgermeister persönlich dafür verantwortlich ist, welche Schutzwege aufgelassen oder errichtet werden, welche Tempolimits erlassen oder aufgehoben werden und (in Anspielung auf die emotionalen Diskussionen in Wegscheid) welche Ortstafeln aufgestellt, versetzt oder abmontiert werden. Auch aus diesem Grund habe er die heutigen Gäste eingeladen – er habe es satt, von manchen Bürgern wegen solcher Dinge immer wieder angegriffen zu werden.

Die Bezirkshauptfrau erklärte, dass die BH verpflichtet ist, sämtliche Straßenverkehrseinrichtungen (Verkehrsschilder, Geschwindigkeitsbegrenzungen, aber eben auch Schutzwege) regelmäßig zu prüfen und so die nötige Sicherheit aufrecht zu erhalten. Dazu bedient sich die BH der Baubezirksleitung und erlässt sodann die entsprechenden Bescheide.

Die Baubezirksleitung wiederum prüft die Situation vor Ort, erhebt alle relevanten Daten, misst Geschwindigkeiten, Verkehrsfluss und Frequenz und übergibt die Ergebnisse an die entsprechenden Sachverständigen zur Beurteilung. Diese holen sich dann oftmals auch fachlichen Rat vom Kuratorium für Verkehrssicherheit, bevor Entscheidungen über Tempolimits, Verkehrsschilder, Bodenmarkierungen oder eben Schutzwege getroffen werden.

Um die geplante Auflassung der Schutzwege mit den Argumenten der Experten zu begründen, übergab der Bürgermeister das Wort an Frau DI Caroline Fuchs vom KFV. Diese erläuterte zuerst anhand von Studienergebnissen die Unfallhäufigkeit auf Schutzwegen im Vergleich zu nicht gekennzeichneten Straßenquerungen. Aus diesen Auswertungen ist zu erkennen, dass ein Schutzweg erst ab einer gewissen Frequenz sinnvoll ist.

Drei Schutzwege im Gemeindegebiet waren Thema des Nachmittags – diese wurden vom KFV konkret überprüft, analysiert und aufgrund der Ergebnisse die Auflassung angeordnet:

Schutzweg über die B20, Ortsteil Mitterbach, Kreuzung Arnstorfer Bühel/B20/Schwurwiesenweg

Schutzweg B20 Mitterbach

Foto: (c) maps.bing.com

Auf diesem Schutzweg wurden 1200 KFZ pro Tag gezählt, und in einem Zeitraum von vier Stunden überquerten 61 Fußgänger die Straße.

Frau DI Fuchs erläuterte, was das bedeutet: Tagsüber fahren dort durchschnittlich 120 KFZ pro Stunde, zwischen zwei Fahrzeugen hat ein Fußgänger also eine halbe Minute Zeit, um gefahrlos die Straße zu queren. Ein Schutzweg ist dort für eine gefahrlose Überquerung nicht erforderlich, sondern suggeriert dem Fußgänger falsche Sicherheit und verleitet ihn zu weniger Achtsamkeit.

 

Schutzweg über die B20, Kreuzung Sandbühel

Schutzweg B20 Sandbühel

Foto: (c) maps.bing.com

Hier ist zwar mehr Verkehr, doch es verhält sich ähnlich. 1700 KFZ pro Tag, Spitzenwert waren 250 Fahrzeuge pro Stunde. Die Zeit zwischen zwei Fahrzeugen ist mit 15 Sekunden zwar deutlich kürzer, allerdings überquerten in vier Stunden lediglich sieben Fußgänger an dieser Stelle die Straße. Aufgrund der exponierten Lage mitten in einer Kurve ist dem Autoahrer eine Sicht auf den Schutzweg dort erst kurz vorher möglich, ein Schutzweg ist an dieser Stelle daher sogar eher gefährlich denn sinnvoll.

 

Schutzweg über die B24, Kreuzung Salzahammer/Tribeinsiedlung

Schutzweg B24 Gußwerk

Foto: (c) maps.bing.com

Wie in Mitterbach zählte man auch hier 1200 KFZ pro Tag – Fußgänger haben also auch hier 30 Sekunden Zeit, um die Straße gefahrlos zu überqueren. Hier wurden in vier Stunden 17 Fußgänger gezählt, davon allerdings 15 innerhalb weniger Minuten. Es handelte sich um Schüler, die aus der Siedlung kommend zur Bushaltestelle gingen. Im Lauf der restlichen Zeit folgten nur noch zwei (!) weitere Fußgänger.

 

Es entwickelte sich eine Diskussion, wie man diese neuralgischen Stellen entschärfen und die Sicherheit der Fußgänger sicherstellen oder verbessern könne.

Der Bürgermeister erwähnte, dass gegen die Auflassung des Schutzwegs im Mitterbach bereits Widerstand seitens der Gemeinde erfolgt sei. Der Bahnhof der Mariazellerbahn, die in den letzten Jahren touristisch wesentlich an Bedeutung gewonnen hat, auf der einen Seite und das neue Hotel Mitterbach auf der anderen Seite der B20 lässt eine Steigerung der Frequenz (sowohl bei KFZ als auch bei Fußgängern) erwarten, sodass eine Auflassung dieses Schutzwegs derzeit nicht nachhaltig entschieden werden kann. Eine Entscheidung diesbezüglich steht aber noch aus.

Der Schutzweg Sandbühel wird leider nicht zu retten sein. Ein Fußweg entlang der B20 würde von den (weingen) Fußgängern als Umweg empfunden und daher nicht benützt werden. Außerdem wäre dann ein Schutzweg an einer anderen Stelle der B20 erforderlich, der aber aufgrund der geringen Fußgängerfrequenz ebenso nicht genehmigt werden würde. Die einzig wirklich sichere Lösung wäre eine Unter- oder Überführung als Querung der B20, was aber aus Kostengründen nicht realisierbar ist.

Die Auswirkung der Auflassung des Schutzwegs über die Hochschwabstraße und die entsprechenden Lösungen dafür werden von der Gemeinde mit den Betroffenen diskutiert. Angedacht ist eine Art „Schülerlotsendienst“ sowie eine fest installierte Tempoanzeige und eventuell auch die Installation einer Radarkabine. Auch werde man seitens der Gemeinde Möglichkeiten ausloten, eventuell die Bushaltestelle in die Siedlung zu verlegen und mittels einer Straßenverengung eine Geschwindigkeitsreduktion auf der B24 herbeizuführen.

Angesichts der vermutlich bevorstehenden Versetzung der dort befindlichen Ortstafel (die für eine Ortstafel erforderliche Bebauungsdichte ist an dieser Stelle nicht gegeben) muss dort nämlich  nicht nur für die Fußgänger, sondern auch für die aus der Tribeinsiedlung kommenden Verkehrsteilnehmer eine praktikable Lösung gefunden werden.

Informationsveranstaltung Schutzwege

V.l.n.r.: DI Sascha Schwarz (Amtssachverständiger Leiter des Referats für Straßenbau und Verkehrswesen der BBL-OO), BGM Manfred Seebacher, Rupert Berger (Kommandant der PI Mariazell), DI Caroline Fuchs (Teamleitung Verkehrstechnik KfV), Bezirkshauptfrau Dr. Gabriele Budiman, DI Bernd Pitner (Leiter der BBL-OO), Mag. Claudia Haider (Sicherheitreferat der BHBM) Foto: Mariazell Online

Bericht: Mariazell Online
Fotos: maps.bing.com, Mariazell Online

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