Burgenländische Kroatenwallfahrt 2022

Bischof Zsifkovics: Pilgern kein Egotrip, sondern Weg zur Begegnung mit Gott – Vorbereitung für 100-Jahr-Jubiläum der Kroatenwallfahrt im August 2023 laufen bereits
Mehr als 3.000 Pilger haben am letzten August-Wochenende 2022 an der mehrtägigen Wallfahrt der Burgenlandkroaten nach Mariazell teilgenommen. Bei der 90. Auflage des Ereignisses, das als Jahreshöhepunkt der Angehörigen der in Burgenland, der Slowakei und Ungarn lebenden kroatischen Volksgruppe gilt, leitete am Sonntag, 28. August 2022 der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics – selbst Burgenlandkroate – den Hauptgottesdienst in der Wallfahrtsbasilika. „Mariazell war dieses Wochenende komplett voll mit Kroaten“, berichtete Bischofsvikar Zeljko Odobasic, der die Wallfahrt organisiert hat, im Anschluss der Nachrichtenagentur Kathpress.

Burgenländische Kroatenwallfahrt 2022 - Foto: Basilika Mariazell/Anna Scherfler
Burgenländische Kroatenwallfahrt 2022 – Foto: Basilika Mariazell/Anna Scherfler

Nachdem viele Gruppen bereits seit Beginn der vergangenen Woche Mariazell in zumeist mehrtägigen Fußmärschen angesteuert hatten, war das Treffen in dem obersteirischen Gnadenort am Freitagabend, 26. August 2022 offiziell mit einem feierlichen Einzug und einer Abendmesse gestartet. Viele der Programmpunkte wurden von traditionellen Tamburizza-Ensembles sowie Jugendgruppen und Chören musikalisch gestaltet. Am Samstag, 27. August 2022 standen tagsüber drei Messen, Kreuzweg, ein Rosenkranz und eine abendliche Lichterprozession auf dem Programm, am Sonntag schließlich zwei weitere Gottesdienste, darunter die Festmesse mit Diözesanbischof Zsifkovics.

Bischof Zsifkovics betonte in seiner Predigt, dass das christliche Pilgern „kein Egotrip und keine Selbstverwirklichung“ sei, sondern die Begegnung mit Gott zum Ziel habe. Gott stehe auf der Seite der Menschen und folge dabei immer einer „Logik des Lebens“. Diese Logik allein sei zu einer wirklichen Veränderung der Welt fähig – „nicht aber unsere lebens- und menschenfeindlichen Vorgaben“, erklärte der Bischof. Der Mensch besitze keine Allmacht und sei nicht „Macher des Lebens“, auch wenn er dies selbst oft von sich glaube.

Den Ort Mariazell bezeichnete der Bischof von Eisenstadt als eine „Einladung Gottes, von ihm mitten im Leben abgeholt und in einen größeren Lebenshorizont hineingeführt zu werden“. Gott selbst gehe „immer praktisch, lebensnahe und menschennahe, sicher nie lebensmüde“ auf den Menschen zu. Der steirische Marienwallfahrtsort drücke dies aus und habe dabei hohe Bedeutung für die Kroaten, Ungarn, Roma und Burgenländer allgemein sowie „auch weit darüber hinaus für alle Völker Mitteleuropas und auch für unsere überschaubar gewordene Welt“.

Burgenländische Kroatenwallfahrt 2022 - Foto: Basilika Mariazell/Anna Scherfler
Burgenländische Kroatenwallfahrt 2022 – Foto: Basilika Mariazell/Anna Scherfler

Den feierlichen Schlusspunkt bildete schließlich am Sonntagnachmittag eine Abschlussandacht mit Bischofsvikar Odobasic, bei dem die „Wandermuttergottes“ übergeben wurde. Jeweils ein Jahr lang ist bei diesem vom ersten Eisenstädter Bischof Stefan Laszlo eingeführten Brauch eine Marienstatue in einer kroatischen Pfarrgemeinde des Burgenlandes, der Slowakei oder Westungarns zu Gast und wird von Gläubigen besucht – zuletzt in der Pfarre Parndorf, bis zum nächsten Sommer nun in der Pfarre Kaisersdorf/Filiale Weingraben.

Ungefähr 50.000 Mitglieder zählt die Volksgruppe der Burgenlandkroaten, von denen die meisten im Burgenland sowie in Ungarn oder der Slowakei leben. Im Burgenland selbst macht die Gruppe etwa sechs Prozent der Gesamtbevölkerung aus, innerhalb der Katholiken der Diözese Eisenstadt sogar fast 20 Prozent. Viele kroatische Priester und Ordensleute leben und wirken als Seelsorger in den 36 zweisprachigen Pfarren. Bischof Zsifkovics war selbst jahrelang Leiter der kroatischen Sektion im damaligen Pastoralamt der Diözese Eisenstadt. Ende 2019 erhob er diesen Seelsorgebereich zum eigenständigen Vikariat.

Der zuständige Bischofsvikar Odobasic gab gegenüber Kathpress bereits einen Ausblick auf das 100-Jahr-Jubiläum der Kroatenwallfahrt im kommenden Jahr. Das gemeinsame Pilgertreffen der Burgenlandkroaten findet seit 1923 immer Ende August statt und wurde bisher mit nur wenigen Ausnahmen wie etwa im 2. Weltkrieg oder auch 2020 im Zuge der Corona-Pandemie jährlich durchgeführt. „Früher war die Wallfahrt immer die Urlaubszeit für die Burgendlandkroaten. Bei den Älteren unter ihnen gibt es die Tradition bis heute, die drei, vier Tage um das Treffen einen kleinen Urlaub in Mariazell zu machen und dabei gemeinsam zu singen, zu beten und neue Bekanntschaften zu schließen“, berichtete der Bischofsvikar.

Nachfolgend ein paar Fotos vom Freitag, 26. August 2022:

Bericht: kathpress.at
Fotos: Basilika Mariazell/Anna Scherfler

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