Vier Jahre Mariazellerbahn in der Hand der NÖVOG

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In den Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) gab Anton Hackner (seit November Dienststellenleiter bei der Mariazellerbahn) beim fünften Dirndltaler Sommergespräch einen Einblick in die Entwicklung der Mariazellerbahn in den letzten vier Jahren seit der Übernahme durch die NÖVOG.

Bei der zuletzt durchgeführten Fahrgastbefragung schnitt die Mariazellerbahn außerordentlich gut ab. Was ist das Geheimnis am Erfolg der Himmelstreppe?
Anton Hackner: Zum einen freut es mich riesig, dass wir ein derartig positives Feedback unserer Kunden bekommen. Ich glaube das Ergebnis liegt einerseits am Gesamtkonzept, aber auch an unserer Schwerpunktsetzung bei der Personalentwicklung. Der Fahrgast steht im Mittelpunkt. Daher erwarte ich, dass unsere Mitarbeiter die Fahrgäste entsprechend betreuen, informieren und unterstützen. Im Rahmen der NÖVOG-Akademien gibt es dafür verschiedene Fortbildungsmaßnahmen. So geht es auch darum, im Kundenkontakt unter anderem auch touristische Informationen bieten zu können. Für Fahrgäste ist es wichtig zu wissen, wo man Informationen bekommt – insbesondere wenn man in einer Gegend unterwegs ist, die man nicht so gut kennt.

Wie sind Sie mit der Umsetzung der Pläne zur Revitalisierung der Mariazellerbahn zufrieden?
Hackner: In den vier Jahren seit der Übernahme der Mariazellerbahn durch die NÖVOG ist Gewaltiges umgesetzt worden. Das reicht von Maßnahmen im Betrieb, über die Realisierung des Betriebszentrums Laubenbachmühle, die Anschaffung neuer Garnituren und die Verbesserung der Strecke bis zum Entwickeln der Betriebsführungszentrale. Man darf nicht vergessen, dass wir heute von Laubenbachmühle aus alle Bahnen der NÖVOG steuern.

Foto: NÖVOG / Himmelstreppe

Kann man sagen, dass das Unternehmen auch mit der Aufgabe gewachsen ist?
Hackner: Natürlich wächst man bei einer derartig großen Aufgabe. Unser Geschäftsführer Gerhard Stindl hat einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Mariazellerbahn geleistet, indem er das Unternehmen immer in die richtige Richtung gelenkt hat. Das Land Niederösterreich hat mit seiner Entscheidung, 117 Millionen Euro in die Mariazellerbahn zu investieren, überhaupt erst die Voraussetzungen dafür geschaffen.

Mit welchen Schwierigkeiten hatte man bei der Durchführung zu kämpfen?
Hackner: Ein Projekt wie dieses stellt die Beteiligten natürlich immer vor neue Herausforderungen. Zu Beginn war es eine Riesenherausforderung, mit dem alten Wagenmaterial den Betrieb aufrecht zu erhalten. Man darf nicht vergessen, manche Fahrzeuge waren mehr als 100 Jahre alt. Ebenso waren in der Infrastruktur, sowohl bei der Strecke als auch bei der Stromversorgung, sehr viele Verbesserungen notwendig. In der Zeit vor der Himmelstreppe hatten wir deshalb auch mit technischen Ausfällen zu kämpfen. Das gehört nun aber der Vergangenheit an.

Wie wichtig ist das Betriebszentrum für die Mariazellerbahn und den Tourismus im Pielachtal?
Hackner: Das Betriebszentrum in Laubenbachmühle ist das Herz der Mariazellerbahn. Durch die Integration der Betriebsführung aller Bahnen ist es auch das Herzstück der NÖVOG. Für die Mariazellerbahn war es außerdem notwendig, neue Werkstätten zu errichten. Da die Werkstätte in St. Pölten über 100 Jahre alt war, konnte sie die aktuellen technischen Anforderungen nicht mehr erfüllen. Das beginnt schon damit, dass bei den modernen Zügen sehr viel Technik auch im Dachbereich verbaut ist. Dafür sind Dacharbeitsstände erforderlich. Auch die touristische Bedeutung des Standorts ist nicht zu unterschätzen. Gerade im Umfeld der Landesausstellung werden hier zahlreiche Maßnahmen auch in der Region umgesetzt.

Warum hat man sich für den Standort Laubenbachmühle entschieden?
Hackner: Laubenbachmühle ist der Übergang von der Tal- zur Bergstrecke. Von hier weg starten wir ab 4.30 Uhr mit dem Angebot für Pendler und Schüler unsere Fahrten in Richtung St. Pölten und danach geht es nahtlos in den Ausflugs- und Tourismusverkehr von St. Pölten nach Mariazell über. Außerdem war es auch eine regionalpolitische Entscheidung. Immerhin ist der Standort Laubenbachmühle Arbeitsplatz für rund 100 Menschen – und das in einer Region, in der sonst wenige, bis gar keine neuen Arbeitsplätze entstehen.

Bei der Landesausstellung 2015 ist eine Station in Laubenbachmühle. Was erwarten Sie sich von dieser Zeit?
Hackner: Die Landesausstellung 2015 ist für uns Herausforderung und Chance zugleich. In Laubenbachmühle wird die Remise in eine Ausstellungshalle umfunktioniert. Die Arbeiten dafür starten im Herbst. Das heißt, dass wir mit unseren Fahrzeugen ausziehen müssen. An dieser Stelle wird eine zweigeschoßige Ausstellungsfläche aufgebaut. Die Mariazellerbahn selbst ist ebenfalls Teil der Ausstellung. Zusätzlich gehen wir davon aus, dass zahlreiche Gäste mit der Mariazellerbahn zur Landesausstellung anreisen werden. Dafür wird es in Kooperation mit der Landesausstellung ein besonderes Ticket geben.

Wie wertvoll ist es für die Touristen, dass man bei einer Ausflugsbahn auch Panoramawaggons anbieten kann?
Hackner: So ein Produkt muss man auf einer Strecke wie der Mariazellerbahn im Programm haben. Dass das Interesse der Kunden da ist, sieht man ganz deutlich an der Nachfrage. Wir sind seit Ende Juni mit dem Panoramawagen unterwegs, der unsere erste Klasse ist. Die Zahlen steigen und derzeit liegt die Auslastung fast bei 100 Prozent. Ich rate daher jedem, der mitfahren möchte, unbedingt im Vorfeld einen Platz zu reservieren.

Verstehen sie den Ärger von Kunden, die dann keinen Platz mehr bekommen?
Hackner: Wir sind dabei, das System der Reservierungen und Buchungen umzustellen und testen deshalb derzeit die vorhandenen Möglichkeiten aus. In der Himmelstreppe selbst gibt es auch Stehplätze. Gruppen ab 20 Personen können über die Website Sitzplätze blockieren. Im NÖVOG-Infocenter werden Sitzplatzreservierungen für kleinere Gruppen ebenfalls abgewickelt. Für den Panoramawagen ist Reservierung aufgrund der hohen Nachfrage unbedingt zu empfehlen. Auch für den Fahrradtransport ist es sinnvoll, voraus zu bestellen.

Wichtig für die Landesausstellung ist auch ein gefälliges Bild bei den Bahnhöfen. Wie schreitet der Verkauf der Bahnhöfe entlang der Strecke voran?
Hackner: Ich freue mich sehr, dass sich die Gemeinden und auch private Käufer engagieren und Ideen für die Bahnhöfe überlegen. So gestaltet die Firma Styx den Bahnhof Ober-Grafendorf in eine Bahnhofsbrauerei um. Das ist ein sehr schönes Beispiel für eine gelungene Nachnutzung des Bahnhofsgebäudes. Auch die Gemeinde Hofstetten entwickelt am Bahnhof ein touristisches Projekt.

Ein Punkt, der viele Emotionen auslöst, ist das Thema Bahnkreuzungen. Welche Lösungsansätze gibt es in diesen Fällen?
Hackner: Das Thema Eisenbahnübergänge lässt sich nicht in zwei Sätzen abhandeln. Einerseits gibt es die öffentlichen Übergänge, die aufgrund einer neuen Verordnung auch neuen Regeln unterliegen. Andererseits existieren gerade entlang der Mariazellerbahn zahlreiche nicht öffentliche Eisenbahnübergänge. Hier haben wir in den vergangenen Wochen gemeinsam mit den Berechtigten einen Weg gefunden, eine sichere Benützung zu gewährleisten. Bei den öffentlichen Übergängen geht es vor allem um die Finanzierung. Hier besteht aufgrund der neuen Verordnung noch Klärungsbedarf. Die Art der Sicherung wird per Bescheid von der zuständigen Behörde festgelegt. Mittlerweile haben wir 14 Lichtzeichenanlagen realisiert, insgesamt sind es 35, die bis Ende 2015 gebaut werden.

Bis wann wird die Himmelstreppe die maximalen 80 Kilometer pro Stunde schaffen?
Hackner: : Die 80 km/h sind ein Thema der Talstrecke. Und hier werden sie auch bereits in Teilstücken gefahren. Voraussetzung dafür waren die Maßnahmen, die wir während der Streckensperre von April bis Juni umgesetzt haben. Im derzeit gültigen Fahrplan haben wir einen Fahrzeitgewinn von zwölf Minuten für die Gesamtstrecke.

Welche Pläne gibt es für die Zukunft der Mariazellerbahn?
Hackner: Ich denke, dass ein derartiges Unternehmen ein laufender Prozess ist. Weitere Verbesserungen bei der Fahrgastbetreuung und die Steigerung der Wirtschaftlichkeit sind die Herausforderungen, vor denen jeder Bahnbetrieb steht. Ich gehe davon aus, dass die Landesausstellung 2015 sehr viele neue Gäste auf die Mariazellerbahn bringen wird. Hier wird die Herausforderung sein, diese neuen Kunden für unser Produkt zu begeistern und zum Wiederkommen zu motivieren.

 

Bericht: NÖN
Foto: NÖVOG

 

 

2 Antworten

  1. RomAN Zwanzinger sagt:

    Ich bin ein großer Verehrer des Gnadenortes Mariazell.
    Ich freue mich außerordentlich über die neue Himmelstreppe!
    Prozedamus in pace.

  2. Realist sagt:

    Diese Arschkriecherei der nön ist einfach lächerlich. Warum werden hier keine kritischen fragen gestellt? Zb.: Bis wann werden die restlichen Bahnhöfe der talstrecke behindertengerecht umgebaut? Ist der Verkehr auch nach der Landesausstellung auf der Bergstrecke gesichert? Warum werden Fahrräder mit LKWs anstatt mit eigenen Radwagen transportiert? Warum gibt es keine Nachtzüge am Wochenende für die jungen Leute? Warum pflegt das unternehmen die Gleisanlagen der Bahnhöfe nicht? Stattdessen fragt man nach lächerlichen 5km wo 80km/h gefahren werden darf. Zeitersparnis gegenüber früher (60km/h) = 2min

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