Burgenländische Kroatenwallfahrt 2025
Bischof Zsifkovics betont Familie als Fundament der Gesellschaft. Der Eisenstädter Bischof leitete Festmesse zur großen Wallfahrt der Burgenlandkroaten in Mariazell – Zsifkovics-Appell an Eltern: „Seid wieder die ersten Religionslehrer eurer Kinder“.
Zur Weitergabe des Glaubens an die Jugend und der Bewahrung der Familie als „Grundpfeiler“ der Gesellschaft hat Bischof Ägidius Zsifkovics aufgerufen. „Ehe und Familie sind und bleiben das Fundament unserer Gesellschaft, auch wenn heute unseren Kindern und Jugendlichen im Namen von Freiheit, Fortschritt und Gleichheit anderes vermittelt wird“, sagte der Eisenstädter Diözesanbischof am Sonntag in der Basilika Mariazell. In dem Marienheiligtum leitete Zsifkovics den Festgottesdienst am letzten Tag der jährlichen Wallfahrt der Burgenlandkroaten in den Marienwallfahrtsort, an der seit Freitag mehrere Tausend Gläubige teilgenommen hatten.
Familie sei nach wie vor „die wichtigste Schule unseres Lebens“ und werde deshalb von der Kirche gegen alle Schwierigkeiten, Herausforderungen und Angriffe verteidigt, sagte Zsifkovics. „Die Mutter von Mariazell lädt uns ein, den Wert und die Bedeutung von Ehe und Familie wiederzuerkennen, unser Familienleben zu pflegen und trotz aller Schwierigkeiten diesen kostbaren Grundpfeiler unserer Gesellschaft nicht selbst zu zerstören.“

Eltern rief Zsifkovics auf, wieder „die ersten Religionslehrer“ ihrer Kinder zu sein. „Führt eure Kinder nicht nur zu McDonald’s, in Thermen, Einkaufszentren, Familienparks und gebt ihnen nicht nur Handys und Computer als Spielzeug in die Hände, sondern führt sie auch in die Kirche – nicht nur zur Erstkommunion und Firmung, sondern auch am Sonntag, an Festtagen und zu unseren Wallfahrten“, sagte der Bischof. „Betet wieder gemeinsam zu Hause in der Familie und überlasst die religiöse Erziehung nicht anderen“, rief Zsifkovics zur Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation auf. Ansonsten drohe Glaube und Christentum zu verschwinden, „und unsere Kirchen und Wallfahrtsorte werden sich in tote Museen verwandeln“.
Bischofsappell für Sprache und Kultur der Burgenlandkroaten
Die dreitägige Kroatenwallfahrt, die seit 1923 bis auf wenige Ausnahmen wie etwa während des Zweiten Weltkriegs oder im Zuge der Corona-Pandemie jährlich stattfindet, umfasste mehrere Gottesdienste, Rosenkranzgebete und einen Kreuzweg sowie eine stimmungsvolle Lichterprozession am Samstagabend. Die Volksgruppe der Burgenlandkroaten zählt ungefähr 50.000 Mitglieder, von denen die meisten im Burgenland sowie in Ungarn oder der Slowakei leben. Im Burgenland selbst macht die Gruppe etwa sechs Prozent der Gesamtbevölkerung aus, innerhalb der Katholiken der Diözese Eisenstadt sogar fast 20 Prozent. Viele kroatische Priester und Ordensleute leben und wirken als Seelsorger in den mehr als 30 zweisprachigen Pfarren.
Bischof Zsifkovics, der selbst aus Stinatz stammender Burgenlandkroate ist, rief die in Mariazell versammelten Gläubigen auch dazu auf, Kroatisch als ihre Muttersprache und die kroatische Kultur zu pflegen. Die Politik kümmere sich wenig um die Kroaten, ihre Sprache drohe verlorenzugehen. „Wenn wir wollen, dass unser Burgenland auch in Zukunft reich und vielfältig bleibt, dann müssen wir selbst unsere Sprache und unsere Kultur pflegen und wertschätzen“, sagte der Eisenstädter Bischof in seiner auf Kroatisch gehaltenen Predigt. Eltern, Kirche, Schule, kroatische Vereine, Politik und Medien müssten zusammenarbeiten und einander ergänzen, anstatt einander auszuspielen und anzugreifen. „Nur mit Eintracht und Einheit werden wir als Volk bestehen und weiterkommen“, mahnte Zsifkovics.
Wandermuttergottes übergeben
Den feierlichen Schlusspunkt der Kroatenwallfahrt nach Mariazell bildete am Sonntagnachmittag eine Andacht, bei der die „Wandermuttergottes“ übergeben wurde. Jeweils ein Jahr lang ist bei diesem vom ersten Eisenstädter Bischof Stefan Laszlo (1913-1955) eingeführten Brauch eine Marienstatue in einer kroatischen Pfarrgemeinde des Burgenlandes, der Slowakei oder Ungarns zu Gast und wird von Gläubigen besucht – zuletzt in der Pfarre Wulkaprodersdorf, bis zum nächsten Sommer nun in der Pfarre Hrvatski Zidan (Horvátzsidány) in Ungarn.