70 Jahre Herz-Marien-Karmel

1955 wurde der Grundstein für das Kloster gelegt, 1957 folgte die Einweihung – Steirischer Bischof Krautwaschl: Betende „Teilnahme an Sorgen und Leiden unserer Zeit“

Mit einem Festgottesdienst ist am Samstag das 70-Jahr-Jubiläum der Grundsteinlegung des Karmel Mariazell begangen worden. Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl würdigte in seiner Predigt die kontemplative Lebensform der Karmelitinnen als „lebensnotwendig für Kirche und Welt“. Das Kloster sei ein Ort, „an dem Gottes Melodie vernehmbar wird“, so der steirische Bischof.

Die Grundsteinlegung des Karmels sei am 21. August 1955 gefeiert worden – damals als Fest des Unbefleckten Herzens Mariens. Dass das Kloster bereits zwei Jahre später eingeweiht werden konnte, sei „im Nachhinein wohl als ein kleines Wunder der Vorsehung“ zu sehen, so Krautwaschl. Die Niederlassung war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden, in einer Zeit, in der viele Menschen „von der Sehnsucht nach Frieden und Wohlergehen“ getragen wurden.

Von Mariazell aus gingen weitere Gründungen hervor, unter anderem in den Diözesen Graz-Seckau, St. Pölten und sogar in Korea. Dies zeige laut Krautwaschl die anhaltende Bedeutung der Berufung zum Gebet: „Alle großen Anliegen von Kirche und Welt, alle Probleme zahlreicher Menschen tragen wir vor Gott und nehmen so teil an den Sorgen und Leiden unserer Zeit“, zitierte der Bischof aus einem Text der Karmelitinnen.

70 Jahre Herz-Marien-Karmel, Foto: Josef Kuss

In seiner Ansprache betonte Krautwaschl auch die Bedeutung des Jubiläums im Kontext des aktuellen Heiligen Jahres, das unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“ steht. Die Karmelitinnen seien in besonderer Weise „Pilgerinnen, die der Welt Christus schenken“, so der Bischof. Durch das tägliche Gebet und die Feier der Eucharistie gebe die Gemeinschaft ein „Orientierungszeichen in einer auseinandertreibenden Welt“. Gleichzeitig rief Krautwaschl die Schwestern dazu auf, „weiterhin auf der Suche nach Gott zu bleiben“ und der Gesellschaft „einen Halt und Ankerpunkt“ zu geben. Ihr Leben sei „ein Dienst an der Zukunft, die vielen heute verwehrt oder düster erscheint“.

Kontemplative Lebensform „weiter aktuell“
Die Priorin des Karmel Mariazell, Sr. Anna Magdalena, bezeichnete das 70-Jahr-Jubiläum der Klostergründung gegenüber Kathpress als einen Anlass zu großer Dankbarkeit. „Es ist eine große Gnade, die uns Gott geschenkt hat.“ Die Gemeinschaft sei in all den Jahren in verschiedenen Bereichen „von Gottes Gnade geführt“ worden. Besondere Bedeutung habe für die Schwestern die tägliche Mitfeier der Eucharistie. Auch materiell habe es der Klostergemeinschaft „an nichts gefehlt“.

Trotz der strengen Klausur halten die Karmelitinnen über verschiedene Wege Kontakt zur Außenwelt. Menschen wenden sich mit persönlichen Anliegen per Brief, E-Mail oder telefonisch an die Schwestern. „Viele werden aufgeschrieben und vor unserer Kapellentür aufgelegt, damit wir das gegenwärtig haben“, erklärte die Priorin. Auch Pilgerinnen und Pilger, die das Kloster beim Besuch des Wallfahrtsorts Mariazell lediglich von außen wahrnehmen, seien im Gebet präsent.

Sr. Anna Magdalena sieht die kontemplative Lebensform auch heute noch als aktuell – gerade angesichts einer „hektischen Welt, wo alles immer schneller gehen soll“. Gleichzeitig räumte sie ein, dass das Interesse junger Frauen an einem dauerhaften Eintritt in die Klausur stark zurückgegangen sei. Lebenslange Bindungen seien für viele kaum mehr vorstellbar. Auch in den vom Mariazeller Karmel aus gegründeten Klöstern – etwa in Südkorea – gestalte sich die Berufungssituation ähnlich schwierig. Der zunehmende Wohlstand stelle dabei laut der Priorin ein wesentliches Hindernis dar.

Geschenk des österreichischen Volkes
Das Herz-Marien-Karmel in Mariazell wurde 1957 im Rahmen des 800-Jahr-Jubiläums der Wallfahrtsbasilika gegründet, als Geschenk des österreichischen Volkes an die „Magna Mater Austriae“. Der Ursprung der Niederlassung liegt bereits in den frühen 1950er-Jahren, als dank Spenden ein Grundstück erworben wurde. Am 21. August 1955 erfolgte die Grundsteinlegung, bereits ein Jahr später zogen neun Schwestern aus dem Karmel St. Josef in Wien in den Rohbau ein. 1957 wurde das Kloster offiziell eingeweiht.

Die Lebensform der Karmelitinnen in Mariazell ist bewusst rein kontemplativ angelegt, gemäß der Spiritualität der Hl. Teresa von Avila. Sie verstehen ihr Leben als dauerhafte Begegnung mit Christus im Gebet, vom gemeinsamen Stundengebet bis zur stillen Betrachtung. Zugleich widmen sich die Schwestern praktischen Aufgaben: Sie betreiben eine Hostienbäckerei, übernehmen die Kirchenwäsche für die Basilika und stellen kunsthandwerkliche Produkte wie verzierte Kerzen oder Strohsterne her.

Die Gründung des Karmels in Mariazell bildete den Ausgangspunkt weiterer Niederlassungen. Ausgehend von hier entstanden in den folgenden Jahrzehnten neue Klöster in Daegu (Südkorea) 1962, im Karmel Mater Dolorosa in Maria Jeutendorf (NÖ) 1985 und im Heilig-Kreuz-Karmel in Bärnbach (Stmk) 1976. Lag der Höchststand einst bei 27 Schwestern, so leben derzeit noch sieben und eine Postulantin in Mariazell.

Quelle: Kathpress
Fotos: Josef Kuss

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden.