Biomasse-Fernwärmeheizwerk eröffnet

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Am Donnerstag, 5. November wurde im Rahmen eines Festakts das Biomasse-Fernheizwerk Mariazell offiziell eröffnet. Der Bürgermeister der Stadt Mariazell, Josef Kuss konnte dabei zahlreiche Festgäste, darunter Landtagsabgeordnete Eva-Maria Lipp in Vertretung der Steiermärkischen Landesregierung, EVN Generaldirektor Dr. Peter Layr sowie den technischen Geschäftsführer der EVN Wärme GmbH Ing. Gerhard Sacher und den kaufmännischen Geschäftsführer DI Alfred Freunschlag begrüßen.

In einer sehr persönlichen Eröffnungsrede sagte Kuss, er könne sich gut daran erinnern, dass er beim Betrieb seiner Ölheizung immer ein etwas „mulmiges Gefühl“ hatte. „Die Ölscheichs in Dubai bereichern sich auf unverschämte Art und bauen um unser Geld immer noch höhere Denkmäler in Form von Palästen und Luxushotels“, so seine Worte. Mit der Inbetriebnahme des Fernwärmenetzes Mariazell haben wir nun die Möglichkeit, unabhängig zu sein und die Wertschöpfung in der Region zu belassen.

BGM Kuss

Auch der GF der Stadtbetriebe Mariazell, Ing. Johann Zauner schlug in die gleiche Kerbe: Es wird ausschließlich heimisches Holz verfeuert, zugeliefert wird das Hackgut größtenteils vom Sägewerk Kaml & Huber in der Rasing, zusätzlich wird Hackgut zugekauft, dies allerdings nur im Radius von maximal 30 bis 50 Kilometer Entfernung. Zauner ging auch auf die Bedenken der Bevölkerung hinsichtlich der Partnerschaft mit der EVN und deren Mitbestimmung hinsichtlich einer profitorientierten Preisgestaltung ein. Durch die langjährige Zusammenarbeit mit der EVN auf im Elektrizitätsbereich könne er allerdings jegliche Besorgnis zerstreuen. Die EVN hat sich in diesen vielen Jahren immer als fairer und zuverlässiger Partner bewiesen.

Zauner dankte in seiner Rede den Gemeinden und deren Vertreter, allen voran Altbürgermeister Helmut Pertl, der als Initiator dieses Projekts angeesehen werden kann. Dank richtete Zauner weiters an die Grundeigentümer, die Bürgerliche Forstkommune Mariazell. Da das Heizwerk auf deren Grund errichtet werden konnte, fließen jegliche Pachtzahlungen wieder an die BFK-Mitglieder zurück und verbleiben somit ebenso in der Region. Positive Worte fand Zauner aber auch für die Behörden und die Anrainer. Immerhin musste der Standort des Heizwerks bereits mehrmals neu angedacht werden, weil zuvor bereits zwei andere Standorte von Anrainern oder Behörden verhindert worden waren und die fertigen Pläne verworfen werden mussten. Und er dankte auch der Bevölkerung, die in den letzten Monaten durch die Grabungs- und Bauarbeiten für das Leitungsnetz desöfteren belästigt und beeinträchtigt wurden.

Der technische Geschäftsführer Ing. Flor erläuterte anschließend die Fakten zur neuen Biomasse-Fernwärmeanlage. Seit dem Baubeginn im Juni 2012 wurde nicht nur das Heizwerk selbst errichtet sondern auch 5.600 Meter Leitung (das sind mehr als 11 Kilometer Rohre) verlegt und installiert. Im Heizwerk wurde ein Biomasse-Heizkessel mit einer Leistung von 3.000 kW installiert, zusätzlich verfügt man über einen Ölkessel mit einer Leistung von 5.000 kW, um einerseits Spitzen abdecken zu können und andererseits die ununterbrochene Wärmeversorgung auch während Reinigungs- und Wartungsarbeiten gewährleisten zu können.

Dr. Peter Layr, EVN Generaldirektor

Der Generaldirektor der EVN Dr. Peter Layr erzählte danach von den Anfängen der Partnerschaft mit dem Mariazeller Land, die einst mit der Stromversorgung der Mariazellerbahn begann. Die EVN betreibt mittlerweile rund 70 solcher Heizwerke, sowohl kleine Anlagen mit nur 500 kW als auch große Heizwerke mit bis zu 30 Megawatt Heizleistung. Jedes einzelne Heizwerk macht uns alle etwas weniger abhängig von „Gasprinzen und Ölscheichs“, wie er es nannte. Und noch viel wichtiger: Jedes Einzelne dieser Werke schreibt schwarze Zahlen.

Auch Eva-Maria Lipp in Vertretung der Landesregierung hob besonders die mit diesem Projekt verbundene Unabhängigkeit und die regionale Wertschöpfung hervor. Angesprochen auf die Wertschätzung des Mariazeller Landes durch das Land Steiermark, besonders im Hinblick auf die derzeit massiven Investitionen des Landes NÖ in unserer nördlichen Nachbarregion, sagte Lipp „die Steiermark ist stolz auf Mariazell“.

Nach den Festreden nahm der Stadtpfarrer von Mariazell, Pater Michael Staberl die Segnung des Heizwerks vor und erwähnte dabei auch, dass derzeit gerade die Grabungen zum Geistlichen Haus erfolgen – auch dort wird in Kürze mit umweltfreundlicher Fernwärme aus dem Biomasse-Heizwerk geheizt werden.

In Gruppenführungen konnten die Gäste dann auch das „Innenleben“ der Heizanlage betrachten und sich von den Mitarbeitern der Stadtbetriebe erklären lassen. Sämtliche Fragen der interessierten Besucher wurden dabei kompetent und ausführlich beantwortet und auch die äußerst genaue Abluftreinigung und der hohe Wirkungsgrad der Anlage eindrucksvoll erläutert. Die Abluft wird durch mehrere Filtersysteme geführt, durch einen Zyklon geschleudert und einen Hochspannungsfilter zusätzlich gereinigt, sodass aus dem Kaminen eine nahezu staub- und rußfreie Luft austritt. Die für den jährlichen Betrieb erforderlichen 17.000 Raummeter Hackgut werden so effizient verbrannt, dass davon letztendlich nur rund 20 Kubikmeter Asche zur Entsorgung übrig bleiben. Die Klimabilanz lässt sich ebenso sehen: Jährlich können durch diese Anlage rund 3.300 Tonnen CO2 eingespart werden.

Übrigens ist seit wenigen Tagen auch das Büro von Mariazell Online an das Biomasse-Fernheizwerk Mariazell angeschlossen, wobei sämtliche erforderlichen Installationsarbeiten von heimischen Gewerbe- und Handwerksbetrieben durchgeführt wurden. Neben der Tatsache, dass wir nun kein Geld für Öl nach Nahost verschieben sondern unsere Wärme in der Region kaufen, konnten wir auch durch die Beauftragung der heimischen Firmen Stadtbetriebe Mariazell und Harald Ebner einen Teil zur regionalen Wertschöpfung beitragen.

 

Bericht und Fotos: Mariazell Online

 

 

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